Robert Spaemann ist gestern im Alter von 91 Jahren verstorben. Seit Mitte des letzten Jahrhunderts lehrte Spaemann in Stuttgart, Heidelberg und München Philosophie und ist darüber hinaus bekannt geworden durch sein zeitkritisches Engagement.

„Alle Versuche der Integration beider Sehweisen auf eine einzige haben bisher ihr Ziel nicht erreicht.“ Robert Spaemann Juni 2007 im Tagungszentrum Hohenheim
Foto © Frank Eppler
Jahrzehnte seines Lebens hat Spaemann sich mit der Beziehung von Naturwissenschaft, Philosophie und Theologie auseinandergesetzt, dabei vermeintlich oder tatsächlich überzogene Erklärungsansprüche eines Evolutionismus immer wieder zurückgewiesen. Einem religionskritischen Naturalismus setzte er mit der Formel vom „unsterblichen Gerücht“ unermüdlich die Vernünftigkeit des Gottesglaubens entgegen:
„Wem das alte Gerücht von einem Schöpfergott keine Ruhe lässt, den wird es nicht einschüchtern, wenn die Naturwissenschaft in der Überlebensfunktionalität die hinreichende Ursache für die Entstehung der natürlichen Arten einschließlich des Menschen zu finden hofft und teilweise schon gefunden hat. Er wird … hier eine ganz anders codierte Botschaft entdecken, die sich auf die erstere in keiner Weise zurückführen lässt, obgleich schon die erste ihre eigene Schönheit hat.“
Vorschnelle Harmonisierungen hat Spaemann zielsicher entlarvt und ist so über ein komplementäres Verhältnis von Naturwissenschaft und Philosophie nicht hinausgegangen:
„Mir scheint, es ist für das Bündnis immer noch zu früh. Und zwar bleibt es, so vermute ich, für alle Zeiten zu früh.“
Wir würdigen Robert Spaemann mit der Wiedergabe des Vortrags „Ein unsterbliches Gerücht“, den er anlässlich der Tagung „Schöpfung und Evolution – ‘Aktuelles Fenster’ zu einer Tagung mit Papst Benedikt XVI.“ am 26.06.2007 in Stuttgart-Hohenheim gehalten hat. Der Vortrag ist als Audio und pdf-Datei dokumentiert.
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