Der Mensch im Universum

Die Frage nach der “Stellung des Menschen im Universum” scheint in vorwissenschaftlicher Zeit leichter zu beantworten als heute. Wenn das geographische und das geistige Zentrum der Welt in eins fallen, ist mit der Geographie auch schon die Axiologie festgelegt: Im Aristotelisch-Thomistischen Weltbild des Mittelalters war die Erde das Zentrum des Kosmos, um den sich verschiedene Sphären des Mondes, der Planeten, der Fixsterne usw. gruppierten, über der die unbewegte Gottheit das Weltspiel mit all seinem Werden in Gang hielt.
Heute geht das “Anthropische Prinzip” von der Beobachtung aus, dass physikalische Naturkonstanten, die wir sehr genau kennen, wie z. B. die Lichtgeschwindigkeit, die Feinstrukturkonstante, die Elementarladung oder das Plancksche Wirkungsquantum nicht aus den physikalischen Grundgleichungen deduzierbar sind, dass sie aber dennoch genau die Werte haben müssen, die sie haben, wenn menschliches oder allgemein jedes auf Kohlenstoff basierende Leben nicht unmöglich sein soll. Was die “starke” Formulierung dieses sogenannten “Prinzips” betrifft, so ist sie zirkulär. Die Naturkonstanten haben nicht ganz bestimmte Werte, damit der Mensch ins Dasein kommt. Diese realteleologische Deutung wäre nur dann gerechtfertigt, wenn wir sicher wüssten, dass ein Gott die Welt erschaffen hat, um den Menschen aus ihr hervorgehen zu lassen. Dann würde die Wahl der Naturkonstanten als ein Mittel zu diesem Zweck verständlich. Wenn wir dieses Wissen aber nicht haben, und in der Physik ist es nicht enthalten, dann bricht dieser realteleologische, “vertikale” Gedankengang in sich zusammen. Gleichwohl bleibt ein merkwürdiges Gefühl, wenn man das, was mit dem “Anthropischen Prinzip” gemeint war, in dieser Weise auf einen bloßen Fehlschluss zurückführt. “Irgendwas” ist da dran, wenn die Naturkonstanten so fein abgestimmt sind, dass unsere Existenz nur so möglich wird. Aber was?
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Johannes Hoff