Das Leben wird seit langem technisiert. Will man nicht schon die Zähmung von Tieren oder den Anbau von Getreide seit der Neolithischen Revolution dazu rechnen, dann gewiss die moderne Biotechnologie, insbesondere aber die Gentechnologie. Über deren Problematik ist ja bereits viel geschrieben worden und wird noch mehr geschrieben werden.
Es gibt aber seit einem guten Dutzend Jahren einen neuen Schub der Technisierung des Lebendigen, der mit dem Stichwort ‘Artificial Life’ umschrieben wird und dessen Bedeutung mit den Überlegungen zur herkömmlichen Biotechnologie noch nicht abgegolten ist. (Das Wort ‘Artificial life’ (AL) hat sich im Deutschen noch nicht als ‘Künstliches Leben’ (KL) durchgesetzt, aber es ist damit zu rechnen, dass es bald so gebräuchlich sein wird wie ‘KI’ für ‘Künstliche Intelligenz’).
Ich werde im Folgenden eine dreifache These vertreten und begründen:
- Die Erwartungen, die von manchen Euphorikern in KL gesetzt werden, sind so überzogen wie die Erwartungen, die man früher in die KI gesetzt hatte. Es gibt auch hier keine Chance, dass sie sich erfüllen könnten.
- Die KL-Technik impliziert nicht, wie oft unterstellt wird, eine materialistische Erklärung des Lebendigen, sie zehrt vielmehr im Gegenteil von einer wenig beachteten Maschinen-Metaphysik, die dem Uhrmachergott des 18. Jahrhunderts entspricht.
- In der Prätention, das Lebendige mit KL-Technik hinreichend erklären zu können, drückt sich ein maschinelles Selbstverständnis des Menschen aus, das mehr über uns selbst aussagt, als über diese Technik.
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