„Die Frage, was der Mensch sei, so argumentierte Kant, sei untrennbar mit dem verbunden, was er wissen könne, tun solle und sich als Sinn erhoffen dürfe. Durch die Entwicklung der modernen Wissenschaften hat diese Frage eine enorme Brisanz gewonnen: Verhaltensbiologen entdecken immer mehr Fähigkeiten bei Tieren, die man bisher als charakteristische Merkmale des Menschen angesehen hatte: Werkzeuggebrauch, Sprache und sogar erste Anzeichen von Selbstbewußtsein. Mensch und Tier, so kann man daher immer wieder lesen, würden sich nur graduell unterscheiden. Wenn, wie viele Forscher über ‘Künstliche Intelligenz’ glauben, der menschliche Geist genauso funktioniert wie ein hochentwickelter Computer, dann würde er sich irgendwann technisch erzeugen und programmieren lassen. Durch das ‘Human Genom Project’ schließlich ist die Entschlüsselung des genetischen Codes in greifbare Nähe gerückt. Sind, wie viele Soziobiologen lehren, nicht nur biologische, sondern auch psychische und ethische Eigenschaften genetisch codiert, dann würde die Sozialisation das Verhalten viel weniger bestimmen als man bisher geglaubt hat. Die Frage, ob jemand für eine Tat überhaupt verantwortlich sein kann, müßte neu geklärt werden. Wie Menschen sich selbst interpretieren, bestimmt daher über die Werte und Ziele einer Gesellschaft, über ethische, therapeutische und juristische Urteile.“
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