‘Des Menschen ältere Brüder sind die Tiere’ – Überlegungen zur Einheit des Lebendigen

Albert Schweitzer: "Die Weltanschauung der Ehrfurcht vor dem Leben ist ethische Mystik"© Bundesarchiv, Bild 183-D0116-0041-019 CC-BY-SA 3.0

Albert Schweitzer: „Die Weltanschauung der Ehrfurcht vor dem Leben ist ethische Mystik“
© Bundesarchiv, Bild 183-D0116-0041-019 CC-BY-SA 3.0


Schon seit einigen Jahren ist die Diskussion um den Missbrauch von Tieren durch ökonomische und wissenschaftliche Interessen nicht mehr abgerissen. Sie ist das Symptom für einen tiefer liegenden Bewusstseinswandel, der sich allmählich abzeichnet: Es handelt sich um das wachsende Verantwortungsgefühl für alle Lebewesen auf diesem Planeten. Zunächst waren es die verschiedenen Religionen, die die Gemeinschaft von Menschen und Tiere betonten; der göttliche Geist, so lehrten sie, sei in beiden wirksam. Trotz eindeutiger Unterschiede besteht, so argumentierten Aristoteles und Leibniz, eine gewisse Ähnlichkeit auch aufgrund des Seelenlebens; nicht nur Menschen, auch Tiere haben Gefühle und lernen durch Erfahrungen. Drei Jahrhunderte, nachdem Descartes die Tiere zu seelenlosen Automaten degradiert hatte, bewies die Evolutionslehre die genetische Kontinuität aller Lebewesen. Die Verwandtschaft wurde nun auf die Biologie gegründet. Doch nur, wenn man Tiere auch als leidensfähige Wesen ansieht, kann sich die genuin menschliche Fähigkeit zum Mitgefühl auf alle Kreaturen ausweiten. Die ‚Ehrfurcht vor dem Leben’, wie Albert Schweitzer sagt oder die Achtung vor der ‚Würde der Kreatur’, von der Karl Barth spricht, lenken den Blick auf den Eigenwert jedes Lebewesens, auf seine Bedürfnisse und Interessen und könnten den Missbrauch der menschlichen Machtfülle beschränken.
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