Kard. Schönborns Reaktion auf das Presseecho

Kardinal Schönborn hat auf das umfangreiche Presseecho, das seine Neodarwinismuskritik „Finding Design in Nature“ ausgelöst hat, in verschiedenen Medien reagiert. Die folgende Zusammenstellung erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Stephanscom.at und kathpress.at.

Glaube und Vernunft widersprechen einander nicht

Der Wiener Erzbischof betont in ORF-Interview, dass es letztlich um eine „Sachfrage“ geht, nicht um die „Beweisbarkeit“ eines Schöpfergottes. Der Wiener Philosoph Pöltner betonte, dass Theologie und Naturwissenschaft keine Alternativen zueinander seien.
Die Evolutionismus-Debatte sollte nach Ansicht von Kardinal Christoph Schönborn weniger „ideologisch und mehr mit Sachargumenten statt Schlagworten“ geführt werden. Dies betonte der Wiener Erzbischof am Montagabend, 18. Juli 2005, in der ORF-Radio-Sendereihe „Praxis – Religion und Gesellschaft“. Zugleich betonte der Kardinal, dass er sich grundsätzlich über die Debatte freue. Es sei positiv, „dass wir über wesentliche Dinge diskutieren“.

Diskussion auf Sachebene führen

In den USA würden jedoch die Diskussion offener geführt werden. „In den USA zählt die Kraft der Argumente und nicht untergriffige Unterstellungen wie ‚Kulturkampf‘ oder ‚Rückschritt hinter die Aufklärung'“, so Kardinal Schönborn. Letztlich gehe es um eine Sachfrage, darum bitte er seine Kritiker auch auf der Sachebene zu bleiben, betonte der Wiener Erzbischof. „Die Frage, ob die Entstehung des Lebens und der gewaltige Prozess der kosmischen Evolution ein reiner Zufallsprozess ist, oder ob es so etwas wie Ordnung und Vernunft in diesen Vorgängen gibt“, sie die wesentliche Frage, um die es gehen solle. Dabei stehe die Evolution an sich außer Streit: „Ich glaube mit einem Großteil der Wissenschaft, dass das Phänomen Evolution eine sehr große Wahrscheinlichkeit für sich hat“, sagte Kardinal Schönborn dazu. Evolution sei eine „Hypothese, für die vieles spricht“. Es gehe nicht um die „Beweisbarkeit“ eines Schöpfergottes, sondern darum, „ob man sich wissenschaftlich damit begnügen kann, alle Vorgänge vom Urknall bis hin zu den höchst komplexen Formen des Lebens auf der Erde mit dem neodarwinistischen Modell von Zufall und Selektion zu erklären“.

Glaube interpretiert anders

Nach den Worten des Kardinals stoßen Wissenschaftler bei ihren Forschungen an eine „Grenze, wo es nicht sinnvoll ist, nur von Zufall zu sprechen“. Die Frage des Erkennens von Plan und Vernunft im Gesamtprozess der Evolution sei zunächst einmal eine wissenschaftliche und gar nicht so sehr eine theologische Debatte. Freilich stelle er – wie Schönborn sagte – immer wieder fest, dass auch bei Wissenschaftlern ihre eigene Weltanschauung mit einfließt; ein überzeugter Atheist werde Phänomene anders lesen als jemand, der an einen Schöpfer glaubt.

Naturwissenschaft keine Alternative zu Theologie

Auch für den Wiener Philosophen Günther Pöltner seien sich viele Naturwissenschaftler der methodischen Voraussetzungen ihrer eigenen Wissenschaft nicht mehr bewusst: „Die Naturwissenschaften, unter ihnen die Evolutionsbiologie, erforschten nach einer bestimmten Methodik einen eingeschränkten Ausschnitt der Wirklichkeit. Die biblische beziehungsweise theologische Rede von Schöpfung erfolge auf einer anderen Ebene als die naturwissenschaftliche Theorie, das eine ist keine Alternative zum anderen“, betonte Pöltner. Und auf nichts anderes habe der Wiener Erzbischof hingewiesen.
Die „Häme und Überheblichkeit“, die manche Kritiker von Kardinal Schönborn aus dem naturwissenschaftlichen Bereich an den Tag gelegt hätten, „zeigt nicht den angeblichen Fundamentalismus des Kardinals auf, sondern die Unfähigkeit oder den Unwillen der Kritiker, ihre eigenen Voraussetzungen zu reflektieren“, hob Pöltner hervor.

Hinter dem Wunder des Lebens steht ein Schöpfer

Kardinal Schönborn betonte, dass Glaube und Vernunft einander nicht widersprechen. Der Glaube sei ein „starkes Licht, das hilft, die Wirklichkeit deutlicher zu sehen, aber er ersetzt die Vernunft nicht“. Der Glaube gebe keine Auskunft darüber, wie das Leben genau entstanden ist. Er besage vielmehr, dass hinter dem Wunder des Lebens ein Schöpfer steht, betonte Kardinal Schönborn. Das enthebe nicht der Mühe wissenschaftlicher Erforschung, wie das Leben funktioniert.

Für Dialog zwischen Kirche und Wissenschaft

Der Wiener Erzbischof weist „Unterstellungen“ zurück, er wolle „hinter die Aufklärung zurück“. Die Kritiker sollen auf Sachfragen eingehen und beweisen, dass es kein ‚Design‘ des Lebens gibt“.
Für den Dialog zwischen Kirche und Naturwissenschaft hat sich Kardinal Christoph Schönborn am Sonntag, 17. Juli 2005, in einem Interview mit dem ORF-Religionsmagazin „Orientierung“ ausgesprochen. Zugleich wies der Wiener Erzbischof „Unterstellungen“ zurück, er gehe mit seinem Plädoyer für die Existenz eines „intelligenten Plans“ in der Entwicklung von Universum und Leben „hinter die Aufklärung zurück“. Wörtlich meinte Kardinal Schönborn: „Wenn es nicht stimmt, dass man wissenschaftlich auch etwas wie ein ‚design‘, einen Plan, im Universum feststellen kann, dann soll argumentiert werden“. Neuerlich unterstrich der Kardinal, dass es nicht darum gehe, naturwissenschaftlich den Schöpfer zu „beweisen“.

Plan statt nur „Zufall“

In seinem Gastkommentar in der „New York Times“ sei es ihm ausschließlich darum gegangen, die Frage zu stellen, ob tatsächlich „das Werden des Lebens, der kosmischen Evolution, ein reiner Zufallsprozess sein kann, oder ob es Ordnung, Sinn, Richtung, also Vernunft in diesem Prozess gibt“, so Kardinal Schönborn. Bei der Betrachtung dieses Prozesses gebe es einige „so ungeheure Unwahrscheinlichkeiten“, dass es sinnvoller sei, einen Plan anzunehmen als nur von „Zufall“ zu sprechen.

Menschliche Geistseele

Auch in einem Interview mit dem „Kurier“ hatte der Kardinal für eine gelassene Diskussion plädiert: „Bitte lassen wir untergriffige und emotionale Argumente beiseite. Die Kritiker sollen auf Sachfragen eingehen und beweisen, dass es kein ‚Design‘ des Lebens gibt“. Es sei mit dem Glauben durchaus vereinbar, dass es im Bereich des menschlichen Leibes eine Entwicklung zum Menschen gebe, aber die menschliche Geistseele, die den Menschen unverwechselbar mache, entstamme dem göttlichen Plan“.

Aussagen im philosophischen Sinn

Zu den heftigen Kritiken an seiner Stellungnahme sagte der Kardinal: „Entweder haben die Kritiker den Kommentar nicht gelesen oder ihn missverstanden“. Aussagen wie „nicht Gott hat die Menschen gemacht, sondern die Menschen die Götter“ seien bestenfalls philosophische im Sinn von Marx und Feuerbach, aber keine naturwissenschaftlichen. „Es ist seltsam, wenn einer Sachfrage so mit Emotionsargumenten begegnet wird“, so Kardinal Schönborn.

Ist Evolution ziel-los oder zielgerichtet?

Kardinal Schönborn betont, dass die Kirche „die Vernunft verteidigen“ müsse, weil es in der Wissenschaft um den Menschen, die Begründung seiner Würde und die Grundlage des „Prinzips Verantwortung“ gehe. Dabei könne der Glaube das Erklärungsmodell „Evolution“ nicht behindern.
„Entsprechen die Welt und das Leben einem Plan, oder sind sie das Ergebnis des Zufalls und der Mensch, ‚ein einsamer Zigeuner am Rand des Universums‘ (wie es Jacques Monod formulierte)?“ Diesen Diskussionsansatz wünscht sich der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn nach seinem Aufsehen erregenden Meinungsartikel in der „New York Times“ vom 7. Juli 2005. In der Auseinandersetzung gehe es nicht um die Evolutionstheorie als solche, sondern um „Grenzüberschreitungen“ einer Wissenschaft, „die nicht Wissenschaft, sondern Ideologie, ja im umfassenden Sinn Weltanschauung“ sei, erklärt Kardinal Schönborn. Die Kirche müsse heute „die Vernunft verteidigen“, weil es hier auch um den Menschen, die Begründung seiner Würde und die Grundlage des „Prinzips Verantwortung“ geht: „Wenn sich alles auf biologische Vorgänge reduzieren lässt, wer wäre dann der Träger der Verantwortung?“
„Es geht um die Frage, ob die Evolution ‚ziel-los‘ oder ‚zielgerichtet‘ ist“, betont der Wiener Erzbischof: „Im 50. Todesjahr des großen Naturwissenschaftlers und Jesuiten Teilhard de Chardin ist es gut, sich an diese Frage zu erinnern“.

Glaube behindert Erklärungsmodell „Evolution“ nicht

Reaktionen, seine Stellungnahme in die Ecke der „Kreationisten“ zu stellen, weist Kardinal Schönborn, der sich seit 25 Jahren intensiv mit Fragen von Biologie und Kosmologie befasst, deutlich zurück. „Schon Pius XII. hat 1950 in seiner Enzyklika ‚Humani Generis‘ darauf hingewiesen, dass die Erörterung des Erklärungsmodells ‚Evolution‘ vom Glauben nicht behindert wird, wenn diese Diskussion im Rahmen der naturwissenschaftlichen Methode und ihrer Möglichkeiten verbleibt“, erklärt der Wiener Kardinal.
Papst Johannes Paul II. habe bei einer Ansprache an die Teilnehmer eines internationalen wissenschaftlichen Symposions über „Christliche Glaube und Evolutionstheorie“ im April 1985 darauf hingewiesen, dass „recht verstandener Schöpfungsglaube und recht verstandene Evolutionslehre einander nicht im Weg stehen.“ Evolution setze Schöpfung voraus; Schöpfung stellt sich im Licht der Evolution als ein zeitlich erstrecktes Geschehen dar, in dem Gott als der „Schöpfer des Himmels und der Erde“ in den Augen des Glaubens sichtbar wird.

Unterscheidung zwischen Wissenschaft und Weltanschauung

Für Kardinal Schönborn sei es inakzeptabel, wenn eine wissenschaftliche Theorie zum „Dogma“ wird, das nicht mehr hinterfragt werden darf. „Es ist doch gerade die Aufgabe von Philosophie und Wissenschaftstheorie, zu fragen, wie Hypothesen und Ergebnisse gewonnen werden, wie das Verhältnis von Theorien und Einzelaussagen beschaffen ist und wie sich wissenschaftliche Aussagen von weltanschaulichen Extrapolationen unterscheiden lassen“, so der Kardinal.

Komplexes Leben ist kein Produkt des Zufalls

In einem Interview weist Kardinal Christoph Schönborn den Fundamentalismus-Vorwurf zurück. „Wer mir Fundamentalismus vorwirft, hat meinen Artikel nicht oder nur ungenau gelesen“, so der Kardinal im „News“-Interview.
„Das komplexe Leben ist kein Produkt des Zufalls“ ist der Titel eines Interviews mit Kardinal Christoph Schönborn in der neuesten Ausgabe des Nachrichtenmagazins „News“ vom Donnerstag, 14. Juli 2005. Es geht im Gespräch um die Diskussion zum Kommentar in der „New York Times“ über die Grenzen der Evolutionstheorie. Der Wiener Erzbischof betonte im „News“-Interview zum „Fundamentalismus“-Vorwurf, der gegen ihn jetzt erhoben wird: „Wer das sagt, hat meinen Artikel nicht oder nur ungenau gelesen. Ich habe gesagt, dass in neodarwinistischen Kreisen die Annahme, dass die Evolution ein reiner Zufallsvorgang ist, fast zum ‚Dogma‘ geworden ist. Das, sage ich, steht im Widerspruch zum Glauben aller Religionen, aber auch zur Vernunft.“
Auch ein Haus sei das „Produkt der Intelligenz eines Designers, also eines Planers“ und kein Zufallsprodukt. „Wenn wir nun ein viel komplexeres Phänomen wie das Leben betrachten, scheint es mir wissenschaftlich unseriös zu sein, dies als Produkt eines Zufalls zu akzeptieren“, erklärt der Wiener Erzbischof.

Evolutionstheorie „als wissenschaftliche Methode“ unbestritten

Die Auffassung Darwins „und vieler anderer“ sei eine „materialistische Weltanschauung“, so der Wiener Erzbischof. Dagegen hätten sich sowohl Johannes Paul II. als auch Benedikt XVI. immer klar ausgesprochen. Das bedeute aber nicht, dass die Evolutionstheorie „als wissenschaftliche Methode innerhalb ihrer Grenzen von den Katholiken generell abgelehnt würde“. Der Darwinismus werde seit 1859 intensiv diskutiert, erinnerte Kardinal Schönborn. Mit seinem Beitrag in der „New York Times“ habe er erreichen wollen, dass über die Fragen der Grenzen dieser Theorie offen diskutiert werden soll. Es dürfe gegenüber dem orthodoxen Darwinismus kein Diskussionsverbot geben.

Darwinismus nicht als Generaltheorie geeignet

Er befasse sich seit 30 Jahren mit diesem Thema, unterstrich Schönborn im „News“-Interview: „Nicht nur ich, sondern auch eine Reihe bedeutender Wissenschaftler kommen zum Schluss, dass die Darwin’sche Theorie der Zufallsmechanik nicht als Generaltheorie für die Entstehung des Lebens und der Arten geeignet ist. Dass sie in beschränktem Ausmaß Gültigkeit hat, schließe ich nicht aus.“

Für Gläubige ist Gott der Planer

Für den Gläubigen sei es im Übrigen „selbstverständlich“, dass Gott der Planer des Lebens sei. Schönborn im „News“-Interview: „Unsere Lehre besagt, dass mit der Vernunft aus der Schöpfung auf den Schöpfer geschlossen werden kann. Nur er konnte die Natur in all ihrer Komplexität ordnen“.

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