Warum glauben, wenn Wissenschaft doch Wissen schafft?

Hans-Dieter Mutschler

Hans-Dieter Mutschler


„Für die Religion ist Glaube primär, Wissen sekundär, für die Naturwissenschaft umgekehrt.“ Hans-Dieter Mutschler


Vortrag über das spannungsreiche Verhältnis von Wissen und Glauben auf der Tagung:
Lehrplaneinheit „Wissen und Glaube“
Tagung für evangelische und katholische ReligionslehrerInnen der Oberstufe
14.-15.10.2011, Stuttgart-Hohenheim
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Zusammenfassung des Vortrags

[spoiler title=’1. Wissen und Glaube – Einstieg‘ style=’default‘ collapse_link=’false‘]Die „neuen Atheisten“: „Denkst Du schon oder glaubst Du noch?“
Glaube und Wissen als sich ausschliessende Alternativen. Wissen besser als Glaube.
In Wahrheit: Der Glaube war von Anfang an mit der Vernunft verbunden. Der Gott Platos gegen die Götter der Mythen.
Naturwissenschaft ruht auch auf Glaubensfundamenten. Erodieren sie, funktioniert Naturwissenschaft nicht mehr.
Aber: Für die Religion ist Glaube primär, Wissen sekundär, für die Naturwissenschaft umgekehrt.
Man sollte nicht Naturwissenschaft und Glaube vergleichen, sondern eine theistische Weltanschauung mit einer materialistischen.[/spoiler]
[spoiler title=’2. Die drei Säulen des Materialismus‘ style=’default‘ collapse_link=’false‘]Der heutige (szientifische) Materialismus ruht auf drei Säulen:
– Das Materieprinzip
– Das Prinzip der kausalen Geschlossenheit der Welt
– Das Supervenienzprinzip

2.1. Materieprinzip

Das Materieprinzip kann nicht aus der Physik hergeleitet werden. Physik erforscht die Eigenschaften der Materie, nicht sie selbst. Ihr Wissen ist relational, hat keinen Zugang zu den intrinsischen Qualitäten des Seienden.
Der Ursprung unseres Materiebegriffs liegt im praktisch-handelnden Umgang mit der Materie: Materie ist Ermöglichungsgrund und Hindernis dieses Umgangs. Damit setzt der Materiebegriff etwas Geistiges voraus, denn die Motive, die uns veranlassen, in die Materie einzugreifen, sind etwas Geistiges.

2.2. Kausale Geschlossenheit

Das Prinzip der kausalen Geschlossenheit ist eine Forschungsmaxime der Naturwissenschaft. Es beschreibt, wie wir forschen sollen nicht, wie die Welt ist. Dieses Prinzip kann durch Erfahrung nicht widerlegt werden.

2.3. Supervenienz

Das Supervenienzprinzip beschreibt das hierarchische Verhältnis zweier Ebenen: Die tiefere Ebene legt die Eigenschaften der höheren notwendig fest.
Aber: Die Naturwissenschaft unterstützt dieses Prinzip nicht (Verhältnis von experimenteller Erfahrung zu Theorie; Verhältnis der Gene zu den Eigenschaften des Lebendigen).
Fazit: Die drei Säulen des Materialismus sind nicht aus der Naturwissenschaft begründet. Ohne eine solche Begründung sind sie blosse Glaubensartikel.
Die Faszination des Materialismus scheint in seiner existenziellen Bequemlichkeit zu liegen: Werte sind hier nicht vorgegeben, sondern Erfindungen der Gesellschaft, die jederzeit auch anders sein könnten. Es gibt keine einschneidenden, unhintergehbaren Forderungen.
[/spoiler]
[spoiler title=’3. Ökumenischer Vergleich‘ style=’default‘ collapse_link=’false‘]Vergleichspunkte: Naturrecht, spezieller (platonischer) Vernunftbegriff des Papstes, Fideismus[/spoiler]

Die Beiträge der Tagung

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