Vortrag bei der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Tagungszentrum Hohenheim, 12. Mai 2012, im Rahmen der Reihe „Glaube im Dialog“
Was hat Gott im Haus der Wissenschaften zu schaffen? Was hat Religion, was hat Theologie mit exakter Wissenschaft zu tun? Nicht wenige empirische Wissenschaftler sind heute der Meinung, Theologie habe prinzipiell nichts zu suchen im universitären Haus der Wissenschaften. Denn: Theologie beschäftige sich ja lediglich mit Spekulationen und experimentell nicht nachprüfbaren Meinungen und könne deshalb nicht als seriöse Wissenschaft gelten. Umgekehrt haben namhafte Naturwissenschaftler längst erkannt, dass empirische Forschung ohne spirituelle und ethische Grundlage Gefahr läuft, sich den Versuchungen persönlicher, politischer, kommerzieller oder militärischer Interessen auszuliefern. Die Frage nach den Grundlagen reicht mithin über den Horizont des Messbaren und Quantifizierbaren weit hinaus in den Raum des ethischen, religiösen, menschenrechtlichen und kulturellen Ermessens. Hier es geht um Fragen der Sinndeutung und Identität des Menschen und der Menschheit. Deshalb bleiben Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften wechselseitig aufeinander verwiesen.
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Einige Kernthesen
- Transzendenzfähigkeit gehört konstitutiv zum Wesen des Menschseins, wie wir es für uns beanspruchen.
- Nur durch Selbstüberschreitung wird der Mensch zu einem nachdenklichen Wesen.
- Diese Selbstüberschreitung ist wiederum nur möglich, wenn das Denken und Forschenergebnisoffen ist.
- Insofern haben wir uns damit zu bescheiden, dass weder Gottes Existenz noch seine Nicht-Existenz bewiesen werden kann.
- Für die Religionen bedeutet dies: Nur wenn sie sich geistig offen halten dafür, dass Gott/das Transzendente der/das immer Ganz-Andere ist, nehmen sie die Gottesfrage und die Wissenschaften ernst.
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