Der Vortrag des Autors fasst das Buch „Der kultivierte Affe“ bei der gleichnamigen Tagung im Tagungshaus Weingarten in 70 Minuten anschaulich zusammen. Freundlicherweise hat uns der Hirzel-Verlag die Einführung als pdf-Datei zur Verfügung gestellt. Sie stellt in knapper Form die Kapitel des Buches vor.
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Der Philsoph Hans-Werner Ingensiep (Duisburg-Essen) durchschreitet und systematisiert die Geschichte von Aneignungs-, Abgrenzungs- und Begegnungsmustern gegenüber Primaten. Kurz nach ihrer Entdeckung als „Monster“ eingestuft, seien die Menschenaffen mittlerweile auf dem besten Weg, zu „Personen“ zu werden. Schon vor Darwin hätten bedeutende Philosophen des 18. Jahrhunderts gefragt, ob die „aufrecht gehenden Wilden“ tatsächlich Affen oder doch Menschen seien, ob man sie zu Bürgern erziehen und ihnen das Sprechen beibringen könne.
Als „Primaten“ seien sie seit Carl von Linné eng mit dem Menschen in Verbindung gebracht worden. Nach Erscheinen von Darwins Hauptwerk Mitte des 19. Jahrhunderts wird der Gorilla entdeckt. Zusammen mit Schimpansen und Orangs sei eine neue Epoche der Menschenaffen angebrochen, in der sie dem Menschen besonders als evolutionäre Abstammungshelfer gedient hätten. Die Vorstellung des Gorillas als aggressiven Monsters sei durch Reiseschilderungen von Afrika-Abenteurern verstärkt worden und habe sich unter anderem über das Medium Film („King Kong“) weit ins 20. Jahrhundert verbreitet.
Der bestialisierte Gorillamythos habe jedoch schon früh ambivalente Züge gezeigt und Spuren der „Humanisierung“ freigelegt. Importierte Jungtiere hätten in besonderer Weise zur öffentlichen Entmythologisierung des Gorillabildes beigetragen. Vor dem Hintergrund der Evolutionstheorie habe das 20. Jahrhundert – auch dank der Pionierarbeiten von Wolfgang Köhler – einen umfassenden experimentellen Zugang zu den Primaten gesucht und vordringlich die Frage nach Intelligenz und Kreativität der Affen gestellt.
Begegnung auf der „Subjektebene“
Das letzte Drittel des 20. Jahrhunderts habe dann mit neuen experimentellen Settings nach Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Affe und Mensch gesucht. Nicht distanzierte, objektivierende Beobachtung wie noch bei Köhler, sondern teilnehmende Beobachtung, die den Affen auf der „Subjektebene“ begegnet, habe einen neuen Zugang in Freilandforschung oder Wohngemeinschaft („Multi-Spezies-Familie“) erschließen wollen. Berühmt seien Schimpansen geworden, die der Taubstummensprache mächtig waren und denen man Moral und selbst Todesbewusstsein zu unterstellen geneigt war.
Durch diese Befunde seien Menschenaffen nach und nach zu „Personen“ geworden, was Ingensiep den Schluss ziehen ließ: „Der ‚gute Wilde‘ des 18. Jahrhunderts scheint auf seinem langen Marsch durch die Jahrhunderte nun doch ein gleichberechtigter ‚Bruder‘ des Menschen zu werden, was grundsätzliche ethische Fragen aufwirft.“ Zu denken sei hier unter anderem an den australischen Philosophen Peter Singer, der mit seinem „Great Ape Project“ Lebensrecht, Freiheit und Folterverbot für Menschenaffen fordere und diesen einen moralischen Personen-Status zuerkennen möchte.
Einführung des Buches als pdf-Datei
Pressestimmen zum Buch und Bestellmöglichkeit beim Hirzel-Verlag
Siehe auch
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