Die dunklen Seiten Gottes und des Menschen

Reihe: Über die Dunkelheit
„Ich schaffe Finsternis und Unheil“ (Jes 45,7)
Über die dunklen Seiten Gottes und des Menschen
25. November 2016, Haus der Katholischen Kirche
Mit dem Jesajazitat „Ich schaffe Finsternis und Unheil“ lud die Veranstaltung ein, „über die dunklen Seiten Gottes und des Menschen“ nachzudenken und sich einer zentralen Anfrage an den christlichen Glauben zu stellen: Wie kann es sein, dass der gute und allmächtige Gott Unheil und Leid hervorbringt?
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Die oben genannte kurze Frage bringt nicht weniger als den „Fels des Atheismus“ (Büchner) auf den Punkt. Seit Leibniz hat sich für diese Anfrage die Bezeichnung „Theodizee“ eingebürgert, die Rechtfertigung des guten und allmächtigen Gottes angesichts von Übel und Leid.
Die Antworten auf diese Theodizeefrage sind vielfältig, allen voran der Hinweis darauf, dass für das moralische Übel primär der Mensch selbst verantwortlich ist und nicht Gott. Dann aber bleiben immer noch die Naturübel, die der Mensch nicht zu verantworten hat. An dieser Stelle greift man gern auf die Naturgesetze zurück, prägnant formuliert in der Natural-Law-Defense, wie dies in diesem Forum an anderer Stelle diskutiert wurde:

„Das natürliche Übel in der Welt entsteht durch dieselben Naturgesetze, die auch die Evolution zum Menschen hin ermöglichen.“ (Klaus von Stosch)

Ähnlich findet sich dies bei Hans Kessler (S. 18), Christoph Schönborn und Armin Kreiner (Min. 38ff.).

Der personale Ansatz von Jörg Splett

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Komplementär zu solchen evolutiven, kosmologischen Ansätzen argumentiert Jörg Splett auf einer personalen, anthropo-theologischen Ebene.

Rahner

„Um – einmal primitiv gesagt – aus meinem Dreck und Schlamassel und meiner Verzweiflung herauszukommen, nützt es mir doch nichts, wenn es Gott … genauso dreckig geht.“ (Karl Rahner)


Den genannten kosmologischen und personalen Ansätzen ist gemeinsam, dass sie an der Allmacht Gottes festhalten. An der Allmacht Gottes Abstriche zu machen, um aus dem vermeintlichen Widerspruch zwischen gutem, allmächtigem Gott und dem Leid herauszukommen, hält Splett für einen Irrweg.
Auch wenn man die Theodizeefrage nicht restlos auflösen könne, seien allmächtige Liebe und Leid keine Widersprüche, sondern Unvereinbarkeiten – eine begriffliche Unterscheidung, die Splett sehr wichtig ist. Solange die Widersprüchlichkeit nicht nachgewiesen sei, habe man das Recht und die Pflicht, in intellektueller Redlichkeit an beidem festzuhalten, auch wenn wir aus unserer „Froschperspektive“ beides (allmächtige Liebe und Leid) nicht in eine positive Synthese zu bringen vermöchten. Nicht wir, sondern nur Gott könne und werde die Antwort auf die Theodizeefrage geben: „An jenem Tag werdet ihr mich nichts mehr fragen“ (Joh 16,23).
 

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