Insektensterben II: Analyse – Auswirkungen – Gegenmaßnahmen

Vom Bundesumweltministerium bis zur EU-Kommission: Das „Insektensterben“ ist inzwischen flächendeckend vom Rand- zum Schwerpunktthema geworden. Hat das Ende 2017 verabschiedete Sonderprogramm unserer Landesregierung zur Stärkung der biologischen Vielfalt bereits erste Wirkungen gezeigt und ist es ausreichend, um dem Insektensterben und seinen befürchteten Folgen nachhaltig zu begegnen? Darüber diskutierten am 9. November 2018 der Vizepräsident des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg Gerhard Glaser, Prof. Dr. Johannes Steidle vom Institut für Zoologie der Uni Hohenheim und Ministerialdirigent Karl-Heinz Lieber vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Weingarten.
Wie zu erwarten sind die drei Perspektiven in mancher Hinsicht kontrovers. Das Insektensterben wird selbst als Faktum nicht unbesehen hingenommen. So fragt Gerhard Glaser bereits im zuvor geführten Interview mit der Schwäbischen Zeitung die dem Insektensterben maßgeblich zugrunde liegende Studie kritisch an: „Die Studie lässt sich nicht so einfach auf das ganze Land übertragen – geschweige denn auf unsere Region“. So richtet sich die grundlegende Frage an den Wissenschaftler Johannes Steidle: Wie robust sind die Studien, die das Insektensterben belegen? Sollten die Zahlen jedoch belastbar sein, dann bleibt laut Steidle nur noch wenig Zeit für eine Trendwende, dann – so weiß auch Glaser -, „wäre die Situation ganz schrecklich. Dann wäre Alarmstufe rot.“ Denn „wir Bauern wissen genau, dass die Insekten – angefangen bei der Biene als Paradebeispiel – zu den wichtigsten Mitarbeitern der Landwirtschaft gehören“.
Ist das Insektensterben als Fakt erst einmal anerkannt, besteht noch lange kein Konsens über die Ursachen. Auch hier wehrt sich Glaser gegen eine monokausale Zuschreibung. In der Schuldfrage sei es „scheinheilig zu behaupten, wir Bauern wären die einzigen. Was ist mit Feinstaub, was ist mit Elektrosmog, welchen Einfluss haben Verkehrsschneisen durch die Natur?“ Andererseits ist Glaser „weit davon entfernt, die Landwirtschaft freizusprechen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir alle unseren Beitrag zu diesem Thema leisten.“
Darin wiederum besteht Einigkeit: Alle sind aufgefordert, dem Artensterben entgegen zu steuern, Landwirtschaft, Politik und Verbraucher. Unstrittig ist auch, dass eine weitere Ökologisierung der Landwirtschaft nicht allein von den Bauern geschultert werden kann; Ertragseinbußen müssen entsprechend kompensiert werden.
Schließlich bleibt zu hoffen, dass der Optimismus von Karl-Heinz Lieber auch für das Insektensterben gilt: „In der Menschheitsgeschichte gibt es viele Beispiele dafür, dass man am Ende doch noch die Kurve gekriegt hat“.

Johannes Steidle: Insektensterben – Analyse, Auswirkungen, Maßnahmen

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Karl-Heinz Lieber: Insektensterben – Was tut das Land?

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Gerhard Glaser: Insektensterben aus der Sicht des Landesbauernverbandes

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Siehe auch die Veranstaltung vom Februar in Stuttgart-Hohenheim

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